„Ein Gottesdienst ohne Lieder ist möglich, aber sinnlos“, sagte Pfarrer Klaus Völkl an Christi Himmelfahrt vor der Pauluskirche. Etwa 80 Gemeindeglieder und auch die Superintendentin Andrea Vogel waren gekommen, um nach etwa zwei Monaten endlich wieder gemeinsam Gottesdienst zu feiern. Zwar gab es ein Liedblatt, aber so richtig gesungen wurde nicht. Und auch sonst war alles ganz anders als gewohnt:
Absperrband und ein Stehtisch mit Desinfektionsmittel markierten den Eingang zur Wiese vor der Kirche. Auf der großen grünen Fläche standen Stühle und Bänke im Abstand von zwei Metern. „Unter jedem Stuhl liegt heute ein Haufen“, schmunzelte Völkl und verwies auf das Häuflein Sägespäne unter jeder Sitzgelegenheit, das den Platz markierte, von dem sich niemand wegbewegen durfte.

Hinter einem Absperrabend vor dem Gemeindehaus hatten sich einige Bläserinnen und Bläser von Heilix Blechle postiert, ein Drittel der eigentlichen Orchesterstärke. Die anderen zwei Drittel musizierten zeitgleich vor der Christuskirche und der Versöhnungskirche.

Der traditionelle Openair-Gottesdienst im Wald von Thielenbruch war aufgeteilt worden auf die drei Gemeindebezirke. An allen drei Kirchen galt das Hygienekonzept der Gemeinde mit Maskenpflicht, Desinfektionsmittel und Abstand, ohne Abendmahl und ohne Gesang. Wer wollte, durfte hinter der Maske leise mitsummen oder brummen. Alle Teilnehmenden wurden in einer Liste notiert mit Kontaktdaten und Platznummer – eine Auflage des Gesundheitsamtes, um im Notfall die Menschen ermitteln zu könne, die in der Nähe saßen.

Für kommende Gottesdienste bitte freitags anmelden
So wird es auch in den kommenden Sonntagsgottesdiensten praktiziert werden, dann im Kirchenraum. „Sie erleichtern uns die Arbeit, wenn Sie sich am Freitag zuvor im Gemeindeamt telefonisch anmelden“, bat Pfarrer Völkl. Dies gilt für alle drei Kirchen, in denen die Sonntagsgottesdienste ab dem 24. Mai wieder zu den gewohnten Uhrzeiten stattfinden. Die Plätze werden begrenzt sein wegen des Abstandsgebotes. In der Pauluskirche finden mit Abstand 47 Menschen Platz. Sollte der Andrang sehr viel größer sein, wird es einen weiteren Gottesdienst etwa eine Stunde später geben.
Weiterer Openair-Gottesdienst geplant
Am Gottesdienst zu Christi Himmelfahrt unter strahlend blauem Himmel beteiligten sich nicht nur Heilix Blechle und Kantor Thomas Becker am E-Piano, sondern auch Jugendmitarbeitende: In einem Sprechstück suchten sie nach der Bedeutung des christlichen Feiertags. Himmelfahrt bedeute nicht, dass Christus „einfach Richtung Himmel abgehauen ist“. Vielmehr sei er jetzt überall, das bedeute „Christi Überallisierung und nicht Christi Abhauung“. Als Geschenk hinterlasse er den Menschen Gottes Frieden, „ein Geschenk, das wir nicht anfassen aber das wir weitergeben können.“
Für Pfingsten sind die nächsten Openair-Gottesdienste geplant, vorausgesetzt das Wetter spielt mit und es kommt keine zweite Corona-Welle. Pfarrer Völkl zeigte sich zuversichtlich, „dass bei aller Vorsicht vielleicht nach und nach wieder Normalität einkehren kann.“ Nach dem ersten wieder gemeinsam gefeierten Gottesdienst waren sich viele Teilnehmende einig, dass ein Gottesdienst mit lautem Gemeindegesang zwar schöner sei, „aber“, so Marie-Therese Kürten „immerhin konnten wir uns alle mal wiedersehen und das ist besser als nichts.“
Alle Fotos und Text: Martina Schönhals